Weihnachten im Hochsommer: Warum Lebkuchen & Co schon im August verkauft werden

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Du stehst noch in Flip-Flops vor dem Kühlregal, suchst nach Grillkäse für das Wochenende - und plötzlich grinst dir ein Schoko-Weihnachtsmann entgegen. Daneben türmen sich Lebkuchenherzen und Spekulatius, als hätte der Dezember einen Zeitsprung hingelegt. Willkommen im deutschen Supermarkt, wo die Weihnachtszeit beginnt, bevor der Sommer überhaupt vorbei ist. Klingt verrückt? Ist aber ganz normal - und hat sogar gute Gründe.
Die Nachfrage ist real - und überraschend früh
Was viele nicht wissen: Die Nachfrage nach Weihnachtsgebäck beginnt tatsächlich schon im Spätsommer. Händler wie Norma und Aldi berichten, dass die ersten Lebkuchenchargen bereits im August gut verkauft werden. Für manche Kundinnen und Kunden ist das kein Widerspruch, sondern ein Stück Vorfreude. Denn Weihnachtsgebäck steht für Kindheit, Geborgenheit und festliche Stimmung - Gefühle, die nicht an den Kalender gebunden sind.
Lange Haltbarkeit macht’s möglich
Lebkuchen und Spekulatius gehören zu den sogenannten haltbaren Saisonwaren. Sie können problemlos mehrere Monate gelagert werden, ohne an Qualität zu verlieren. Das erlaubt den Herstellern, frühzeitig zu produzieren und die Logistik zu entzerren. So wird vermieden, dass sich im Herbst Engpässe ergeben – und die Supermärkte können ihre Regale kontinuierlich auffüllen. Baumkuchen hingegen ist deutlich empfindlicher. Durch seinen hohen Fettanteil und die frischen Zutaten ist er nur begrenzt haltbar und wird deshalb meist etwas später und in kleineren Chargen angeboten.
Export und ganzjährige Märkte
Ein weiterer Grund für den frühen Produktionsstart ist der Export. In Ländern wie Belgien, Frankreich oder Teilen Osteuropas wird deutsches Weihnachtsgebäck ganzjährig konsumiert. Auch in Tourismusregionen oder bei deutschen Auswanderern ist die Nachfrage konstant. Die Hersteller müssen also nicht nur für den heimischen Markt produzieren, sondern auch international liefern – und das möglichst früh.
Staffelung der Weihnachtsprodukt
Die Supermärkte gehen dabei strategisch vor. Ab Mitte August erscheinen die ersten Lebkuchen und Spekulatius. Im September folgen Dominosteine und vereinzelt Baumkuchen. Ab Oktober kommen Adventskalender, Schoko-Weihnachtsmänner und Geschenkartikel hinzu. So wird die Weihnachtszeit nicht nur verlängert, sondern auch in Etappen ins Bewusstsein der Kundschaft gerückt.
Zwischen Vorfreude und Kopfschütteln
Natürlich gibt es auch Kritik: Viele empfinden die frühe Weihnachtsware als übertrieben oder als Zeichen für die Kommerzialisierung des Festes. Doch die Verkaufszahlen sprechen eine andere Sprache. In Deutschland werden jährlich über 80.000 Tonnen Weihnachtsgebäck produziert - und jeder Deutsche vernascht im Schnitt rund ein Kilogramm Lebkuchen pro Jahr.
Ob man nun genervt die Augen verdreht oder sich heimlich freut: Die Weihnachtszeit beginnt längst nicht mehr erst im Dezember. Und vielleicht ist ein Lebkuchen im August ja gar nicht so verkehrt - als süßer Vorgeschmack auf das, was kommt.