Der Schwibbogen aus dem Erzgebirge
Was sich heute in der Vorweihnachtszeit hinter vielen deutschen Fensterscheiben als Schwibbogen präsentiert, sollte ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts eigentlich einen ganz anderen Sinn erfüllen. Einer Überlieferung zufolge hatten sich Bergleute aus dem Erzgebirge in ihrem Stollen zusammengefunden, um anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsfestes gemeinsam Andacht zu halten und in fröhlicher Runde beim Licht ihrer Grubenlampen beisammenzusitzen. Der 1726 von Johann Teller, einem Bergschmied aus Johanngeorgenstadt gefertigte Kerzenständer sollte dafür unter Tage ein besseres Licht liefern. Von seiner äußeren Gestalt her war er bezüglich der Form dem sogenannten Mundloch am Stolleneingang nachempfunden, das in der Architektur einem halbrunden Schwebebogen entsprach, der als Stütze zwischen zwei Mauern diente. Dieser Schwibbogen hatte elf Lichtertüllen, die in Bezug zu den zwölf Jesu-Jüngern gestanden haben sollen. Der letzte fehlte, vermutlich und nach kirchlichen Aufzeichnungen deshalb, weil Judas gerade seinen Herrn Jesus verraten haben soll.
Erst mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts gab es Schwibbögen mit sieben Lichtern, die vermutlich auf die siebentägige Schöpfungsgeschichte zurückzuführen waren. Heute gibt es die meisten dieser weihnachtlichen Accessoires mit einer ungeraden Zahl von Lichtertüllen und ein wenig an Romantik ging auch damit verloren, dass man aktuell, vorrangig aus Sicherheitsgründen, elektrische Beleuchtungsmittel anstatt der romantischen Kerzen einsetzt. Daran, dass die Originale der Schwibbögen aus der Erzgebirgsregion kommen, hat sich indes nicht geändert. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden für die Herstellung eines Schwibbogens hauptsächlich Werkstoffe aus Metall verwendet. Erst mit dem Einsatz als dekoratives Schmuckelement gewann hochwertiges und aufwendig verarbeitetes Holz mehr und mehr an Bedeutung. Der Schwibbogen ist eine Darstellungsform ehemaliger Traditionen aus dem Leben der Bergleute und ihrer Sehnsucht nach Licht in Verbindung mit sinnbildlichen Miniaturen von Sonne, Mond und den Sternen, die von Vielen in der dunklen Jahreszeit ganz besonders herbeigesehnt werden. Für die Adventszeit dominieren beim Schwibbogen meist Weihnachtsmotive, kirchliche Gestaltungselemente, die das Krippenspiel oder Christi Geburt betreffen oder sie erzählen uns bildlich eine kleine Geschichte über die bevorstehende, lang ersehnte Bescherung.